Waschsalon

An meinem Lieblingsort laufe ich immer vorbei, wie an vielen anderen Orten auch, nur etwas langsamer und aufmerksamer. Wenige Meter von meiner Haustür entfernt, beginnt dieser Ort, dessen Innerstes durch eine Automatiktür von der Außenwelt getrennt ist, dessen Ränder sich aber bis auf die angrenzende Straße erstrecken.
Der Grund, warum Menschen diesen Ort aufsuchen, ist zunächst ein trivialer, funktionaler: gesellschaftliche Reinlichkeitsnormen. Im Waschsalon befinden sich circa 30 rote Waschmaschinen, deren Bullaugen den Blick auf bunt verwirbelte Wäsche freilegen.
Warum ich diesen Ort so gerne mag?
Zuallererst: das optische Spektakel der sich rasant und fortwährend neu formierenden Farbkombinationen innerhalb der Waschtrommeln umrahmt vom beharrlichen Rot der Waschmaschinengehäuse, äußerst ekstatisch-meditativ. Dann: diese spannungsreiche, einzigartige Verschmelzung von Öffentlichem und Intimem. Menschen aus allen Winkeln des Viertels kommen her und befördern Dinge ans Licht, die den anderen Nutzerinnen und Nutzern des Waschsalons für gewöhnlich verborgen bleiben: Unterwäsche aller Couleur, kitschige Handtücher.
Ein Haufen Wäsche = eine mögliche Charakterstudie.

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