Caitlin Kraemer
Das Tempelhofer Feld ist eine 386 ha große Fläche, die einen einzigartigen und extrem geschichtsträchtigen Nutzungswandel über einen Zeitraum von über 800 Jahren vorweist.
Die Nutzung beginnt 1200 mit der Kolonisation des Gebietes durch den Tempelorden. Von 1827 bis 1918 wird das Feld von der Preußischen Garnison als Exerzierplatz genutzt. In dieser Zeit fanden dort regelmäßig Militärparaden statt, die eine besondere Attraktion in Berlin darstellten. Außerdem wurden dort um 1830 auch Vergnügungsparks betrieben und Pferderennen veranstaltet. Von 1870 bis 1872 waren auf dem Tempelhofer Feld Baracken für verwundete Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges aufgestellt und 1909 paradiert an eben diesem selben Ort Graf Ferdinand von Zeppelin mit LZ 6 über das Feld.
1923 wird der „Flughafen Tempelhofer Feld“ eröffnet und 1933 findet dort die erste arrangierte Massenkundgebung der Nationalsozialisten zum 1. Mai nach der Machtübernahme statt. Von 1934 bis 1936 wird auf dem Feld das Konzentrationslager Columbia betrieben bis 1936 der Bau des „Flughafen Tempelhof“ beginnt, welcher 1945 bis 1993 als Flughafen der US Air Force genutzt wird. Innerhalb dieses Zeitraumes fand 1948 bis 1949 die Luftbrücke zur Versorgung der Berliner Bevölkerung statt als Reaktion auf die Verhängung der Blockade über Westberlin durch die Sowjetunion. 1951 wurde die Wiederaufnahme des zivilen Flugverkehrs durch die US Air Force genehmigt, daraufhin folgte 1975 die Schließung und 1985 die Wiedereröffnung, bis der Flughafen 1993 durch die US Air Force an die Berliner Flughafengesellschaft übergeben wurde. 2008 erfolgte die endgültige Schließung des Flughafens und seit 2010 ist das Flughafengelände öffentlich zugänglich, sodass auf dieser Freifläche in Mitten hochverdichtetem urbanen Lebensraumes eine Oase der Zwischennutzungskultur Berlins entstehen konnte.
Was im Berlin des 20. Jahrhunderts Konsum am Kurfürstendamm war ist heute Freizeit und Sport auf dem Tempelhofer Feld. Dieser unkommerzielle authentische Ort bietet nicht nur Raum und Möglichkeit für die Freizeitgesellschaft sondern auch für die Realisierung von utopischen Ideen, die aus idealem Interesse entstehen und, zwar keinen großen wirtschaftlichen Nutzen besitzen, aber sich für eine nachhaltige Gestaltung der Gesellschaft einsetzen. Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Abfallvermeidung sind die Grundprinzipen, der im Entwicklungsprozess befindlichen neuen urbanen Strukturen auf dem Tempelhofer Feld.
In dieser etwas andersartigen Karte des Tempelhofer Feldes habe ich versucht die Vielfältigkeit der Nutzung des Feldes über die 800 Jahre ihres Bestehens zu visualisieren, indem ich stichprobenartig die wichtigsten Nutzungen und Ereignisse gewählt habe, welche den Facettenreichtum des Nutzungswandels grafisch gut repräsentieren, und diese teilweise mit Beschriftungen versehen.