Gina-Josephine Fischer
“I am making an art of the senses…. Meine Kunst spricht die Sinne an, aber um eine spirituelle Erfahrung zu machen, muss man die Sinneseindrücke hinter sich lassen. Das ist ein Licht, das wir alle kennen, aber wir sehen es nicht mit geöffneten Augen. Wir sehen es mit den Augen, die unsere Träume sehen. Woher kommt das Licht aus den Träumen, woher kommen die Visionen?… It is amazing.” James Turell
2012 erklärt sich der US-amerikanische Künstler James Turrell dazu bereit, die sanierungsbedürftige Trauerkapelle des Dorotheenstädtischen Friedhofs in Berlin-Mitte mit einer Licht-Installation aufzuwerten. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof sind die Ruhestätten von Persönlichkeiten wie den Philosophen Hegel und Fichte, den Künstlern und Architekten Schinkel, Schadow, Literaten und Schauspielern wie Brecht, Weigel und Christa Wolf. Der Friedhof wird daher vor allem von Touristen besucht, was wohl durch die Licht-Installation noch zunehmen wird.
James Turrell ist weltweit mit verschiedenen Raum-Licht-Installationen bekannt geworden, die Trauerkapelle ist sein erstes Sakralprojekt in Europa. Am 8. Juli 2015 wurde die Kapelle dann nach zweijähriger Bauzeit wiedereröffnet. Auf dem Infoblatt zur Veranstaltung fand ich folgende treffende Beschreibung: „James Turrell hat dem spirituellen Charakter des Raumes entsprechend ein Konzept entwickelt, das die Kapelle buchstäblich mit Licht erfüllt. Die Nutzung der Trauerhalle erfährt dadurch eine Erweiterung zum Kunstraum. Die Räume sind nicht im herkömmlichen Sinne beleuchtet- sie sind vielmehr von Licht und Farbigkeit erfüllt.“
Ein ganz in weiß gehaltener Raum ist hier entstanden, der minimalistisch und vor allem durch das Kunstlicht beeindruckend wirkt. Tagsüber während der Trauerfeiern wird die Kapelle nur in weißem Licht bleiben.
Das besondere im inneren der Kapelle ist, dass die Seitenfenster aus mattiertem Glas sind, somit kann kein Schatten entstehen. Es wird eine Atmosphäre geschaffen, die keinen Raum für Ängste lässt. Eine Stunde vor Sonnenuntergang beginnt die unglaubliche Licht-Installation. Das ungewöhnliche an der Installation ist, dass der Lichteinfall, nicht wie üblich von außen eindringt, sondern von innen. Von Computern gesteuert, verändern sich die Farbtöne und somit auch die Atmosphäre. Die Leuchtdioden machen sogar 65.000 Abstufungen in einer Lichtfarbe möglich, weshalb das Licht niemals gleich ist. Der Architekt, der mit der Sanierung der Kapelle beauftragt war, Pedro Moreira, meint: “Es geht nicht nur um Lichtkombinationen aus verschiedenen Farben, aber auch um unterschiedliche Geschwindigkeiten zu unterschiedlichen Tageszeiten. Und im Grunde ist es so, wenn man z.B. den Friedhof besucht und am Anfang den Raum betritt und später kommt man zurück und nimmt einen komplett anderen Raum wahr“ (Quelle: SWR http://www.swr.de/swr2/kultur-info/us-kuenstler-turrell-gestaltet-kapelle-auf-dorotheenstaedtischem-friedhof-in-berlin-aus-licht-gebaut/-/id=9597116/did=15805310/nid=9597116/2qj7f8/index.html).
Die Farben ändern sich so langsam, dass man es nicht wirklich wahrnimmt, erst dann, wenn man sich daran erinnert, dass es vor ein Paar Minuten eine ganz andere Farbe war. „Und der Altar beginnt zu leuchten, abwechselnd strahlend blau, mintgrün, safrangelb, leuchtend rot. Gemeinsam mit den anderen Lichtquellen im Raum entsteht eine bunte Melange“ (Quelle: Tagesspiegel http://www.tagesspiegel.de/kultur/james-turrell-gestaltet-friedhofskapelle-ein-altar-wie-wassereis/12024152.html)
Nach Sonnenuntergang beginnt die Licht-Installation an der Außenwand der Kapelle. In dem folgenden Video habe ich versucht ein Paar Eindrücke der Metaphysik des Lichtes vom künstlerischen Lichtkonzepts James Turrells einzufangen: